[NICOLAI, Friedr.]: Eyn feyner kleyner Almanach vol schönerr echterr liblicherr Volckslieder, lustigerr Reyen unndt kleglicherr Mordgeschichte, gesungen von Gabriel Wunderlich weyl. Benkelsengernn zu Dessaw, herausgegeben von Daniel Seuberlich, Schusternn tzu Ritzmück ann der Elbe. Erster und zweyter Jahrgang. [alles Erschienene]. Berlynn unndt Stettynn F. Nicolai 1777-78. Duodez. 176 (recte 174) S.; XVI, 158 S. , 2 (wiederholte) gestochene Frontispize von D. Chodowiecki. Zahlreiche Holzschnittvignetten und Notenbeispiele im Text. Teils gebräunt. Pappband im Stil der Zeit und Pappband der Zeit (Rücken repariert).

Artikelnummer: 27070
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  • Äußerst seltene Satire auf die Volksliedbegeisterung Bürgers, Herders und Goethes. "Ich habe etwas im Sinn, dem übermäßigen Geschwätz von Volksliedern ein wenig in die Quere zu kommen", schrieb Nicolai am 29. 6. 1776 an Lessing und am 15. Okt. an Möser: "Ich sende Ihnen einen Almanach von Volksliedern, von welchem die Vorrede von mir, die Lieder aber alle ächte Handwerksburschen- und Pöbellieder sind. Meine Absicht ist, unsern seynwollenden Genies, die allerley Unfug treiben, einen kleinen Zwick in die Ohren zu geben, dabey aber doch auch solche Volkslieder aus der Dunkelheit zu ziehen, die wahre Naivität haben". Als Parodie gedacht, wurde Nicolais Volksliedersammlung ihrerseits zu einer wichtigen Sammlung echter, alter Lieder der niederen Volksklassen. Viele dieser Lieder fanden Eingang in nahmhafte Volksliedausgaben, wie z. B. in Arnims und Brentanos "Wunderhorn". Die meisten Melodien stammen aus dem Volksmund, einige von Nicolai selbst und "eine ganze Reihe" von J. F. Reichardt, der den Volksliedton so glücklich getroffen hatte, daß seine Melodien versehentlich in Volksliedersammlungen aufgenommen wurden. - Als Anspielung auf Bürgers Leonore zeigt "das Chodowieckische Titelkupfer, das auch für den 2. Band verwendet wurde, den als Schuster und Meistersinger an seinen Volksliedern erstickten und nunmehr als Geist nachtwandelnden Meister Gabriel". (Lanckoronska/Rümann S. 203). - Unterschiedliche Papierqualität. - Goed. IV, 1 S. 501; Köhring S. 91; Hayn-Gotendorf I, 53 bezeichnete die Ausgabe als "rar" und gibt 1907 einen Preis von 60 Goldmark an.
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