Objekt des Monats Mai 2019

  

Zum 135. Todestag von Friedrich Smetana
(geboren am 2. März 1824 in Litomysl (Leitomischl), gestorben am 12. Mai 1884 in Prag)

Franz Liszt war für Friedrich Smetana Autorität, Vorbild und in späteren Jahren auch Ratgeber. Ihre Verbindung mündete, nach vielen persönlichen Begegnungen, in eine Freundschaft sich gegenseitig respektierender Künstler. Bei Begegnungen in Weimar 1857 und 1859 stellten sie sich gegenseitig ihre Werke vor und Smetana bearbeitete auf Anraten des Älteren das Trio g-Moll und seine ersten beiden Symphonischen Dichtungen „Richard III“ und „Wallensteins Lager“. Im Herbst 1874 traf Smetana mit dem Verlust seines Gehörs ein tragisches Schicksal. Trotz seiner Gehörlosigkeit entstanden gerade in der letzten Dekade seines Lebens viele seiner Meisterwerke, wie die Symphonische Dichtung „Ma Vlast“ (Mein Vaterland), die er seiner Heimatstadt Prag widmete.


Musikautographen - Dankesbrief von Friedrich Smetana

 

SMETANA, Bedrich [1824-1884]: Eigenhändiger Brief mit Datum und Unterschrift. Jabkenice, 23. Mai [1]880. Oktav. Doppelbogen. 3 1/2 Seiten. Am oberen Blattrand braunfleckig. Papierbedingt leicht gebräunt.

€ 25.000, –

Sehr persönlicher Dankesbrief an den "Hochgefeierten Meister" und "Allverehrten Freund" Franz Liszt. Liszt hatte veranlasst, das Smetanas 1876 entstandenes erstes Streichquartett "Aus meinem Leben" (e-Moll) am 15. Mai 1880 in Weimar mit Augustin Kömpel als Konzertmeister aufgeführt wurde. "Es ist wohl nicht schwer die Idee zu errathen, die mich bei der Arbeit dieses Quartetts leitete. Es sind Erinnerungen, gedrungen empfunden, 'aus meinem Leben' in Kunst und Leben. Nur auf eine Stelle erlaube ich mir zu deuten, es ist im Finale - (welches nebenbei gesagt, die nationale Richtung in jüngster Zeit in meiner Kunst anzeigen soll) - wo das 4gestrichene E pfeiffend in der höchsten Lage der Primvioline einige Takte hindurch tönt".

Smetana schildert nun ausführlich den Ausbruch seiner Taubheit im Jahr 1874. "Dies glaubt ich mir erlauben zu dürfen um die Katastrofe meines Schicksals anzudeuten, wohl des traurigsten Schicksals für den Musiker, des Verlustes seines Gehörs! So nämlich fing meine Krankheit an. Es war gerade kein E, sondern der Sextakkord in As: c, es, as, in der höchsten Lage, welcher Akkord tagtäglich zur bestim[m]ten Stunde des Abends, meist zwischen 6-7 Uhr, oft eine Stunde lang, ununterbrochen in schrill tönen der Art mich bis zum Wahnsinn verfolgte. Als ich bald nachher völlig taub geworden bin, verlor sich auch dieser Assklang im Ohre für immer, um einem ewig dauernden Sausen und Brausen Platz zu machen. Ich habe daher den Beginn meines jetzigen traurigen Zustandes - die Katastrofe meines Schicksals - andeuten zu müssen geglaubt, hier freilich in der Tonart E, und dies der Grund jener Stelle im Finale mit dem pfeiffenden 4gestr. E. Ich bedauere, dass der Verleger sich mit der Herausgabe des Textes zu meinem Cyclus symphonischer Dichtungen "Vlast" [Vaterland] verspätet hat. Sowie sie werden erschienen sein, werde ich mich beeilen, sie nachzusenden". - Zum Schluß bittet er den "Meister", ihn auf seiner nächsten Reise durch Prag zu besuchen. Nach dem Ausbruch seiner Krankheit zog sich Smetana 1876 weitgehend aus dem öffentlichen Leben in Prag zurück. Er zog zu seiner Tochter Sophie aufs Land nach Jabkenice. "Die Taubheit hat Smetanas musikalisches Vorstellungsvermögen und seine Schaffenskräfte keineswegs gelähmt. Ganz im Gegenteil, im letzten Jahrzehnt seines Lebens konzentrierte er sich intensiv aufs Komponieren. Zu jener Zeit entstand die Mehrzahl seiner größten Werke" (Smetana- Aust.Kat. Prag 1998, S. 104). - Nicht gedruckt in: Briefe und Erinnerungen.


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