KAYSER, Philipp Christoph [1755-1823]: Eigenhändiger Brief mit Ort, Datum und Unterschrift. Weimar, 31. März [17]81.. Quart. 23,2 x 19 cm. 3 Seiten. Etwas gebräunt. Mit Siegel. Kleine biographische Notizen von fremder Hand auf der 1. Seite am oberen und unteren Rand.

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  • "WEIL ICH NUN EINMAL DA WAR; SO BLIEB ICH IN DER GUTEN FREUNDLICHEN AUFNHAME HÄNGEN": DER "GOETHE-KAYSER" IN WEIMAR. Kayser, ein Jugendfreund Goethes aus Frankfurt, war 1775 nach Zürich übersiedelt und lebte dort mit kurzen Unterbrechungen als Komponist, Klavierpädagoge und Orchestermusiker. Er hielt weiterhin Kontakt mit Goethe und vertonte ab 1777 einige seiner Gedichte und Singspiele. Von Januar bis Mai 1781 hielt sich Kayser auf Einladung Goethes in Weimar auf. Während dieser Zeit betraute Goethe ihn mit der Vertonung des Singspiels "Scherz, List und Rache", welches er jedoch erst 1785 vollendete. Goethe unterstützte den Jugendfreund auch finanziell und ließ ihn 1787 nach Rom kommen, um sich von ihm die dortigen musikalischen Verhältnisse erklären zu lassen und gemeinsame Opernprojekte voranzutreiben. 15 Jahre lang blieb er der musikalische Vertraute des Dichterfürsten. In einem umfangreichen Brief aus Weimar an den Dichter und Kunsthistoriker Wilhelm Gottlieb Becker in Leipzig schildert er seine Situation und Pläne: " ... Daß Sie mir wohl wollen, daß wir Freunde sind - warum wollten, warum solten wirs nicht seyn, da es leider ohnedem genug giebt was unter Menschen im Wege steht - das bey uns, bey mir wenigstens nicht ist, da ich mich bemühe das bißchen leben in dieser Welt nicht zu verkezzern, sobald ich irgendwo klingen höre, wenn ich einschlage. Also laßen sie uns einander seyn, was wir seyn können. Nach der Schweiz geh' ich gewiß wieder zurück. Meine Bestimmung ging eigentl. nicht hieher nach Weimar; aber weil ich nun einmal da war, so blieb ich in der guten freundl. Aufnahme hängen, u. es ist mir jezt wahrscheinl. daß dieser Auffenthalt meinem ganzen Wesen eine andere Richtung geben wird. Ehe ich aber nach Zürich zurückkehre, muß ich zu meiner Familie nach Frankfurt ... u. möchte gar zu gern auch noch Leipzig sehen. ...". Dann fragt er nach dem Instrumenten-Macher Friederici in Gera, der sich zu einem der bekanntesten Klavier- und Orgelbauer im 18. Jahrhundert entwickelte. Zu dessen Kunden zählten u. a. Leopold Mozart und die Familie Goethe aus Frankfurt. 1780 wütete in Gera ein verheerender Stadtbrand und Kayser erkundigt sich bei Becker, "ob der [Friederici] auch mit abgebrannt ist" ... Wie treiben sie sich in unsere My Mein Br[uder]! Ich haben an dem Bruder Bode der hier wohnt eine sehr wichtige Bekanntschaft gemacht. Dr. Körner (Schillers Freund) ist laut Berichten kürzlich in Zürich gewesen u. hat einen der Pariser MysterienKrämer bey sich gehabt. Wo er weiter hin ist weiß ich nicht - aber das weiß ich, daß er sich schlecht betragen hat, gegen br. die ihn hinaufhoben, daß er den bekannten verdammten geistl. Stolz mit sich führt - u. daß ich ihm viel wunderl. Zeug ins Gesicht sagen werde, wenn ich ihn je treffe ...". - Kayser komponierte vermutlich seit 1792 nicht mehr, sondern bestritt seinen Lebensunterhalt als Musikpädagoge. Zum 250. Geburtstag 2005 würdigte ihn die Zentralbibliothek Zürich mit einer Ausstellung, 2007 erschien eine ausführliche Monographie im Olms Verlag. - Autographen von Kayser sind selten im Handel. Aus der Autographen-Sammlung Hofmann in Köln.
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