Objekt des Monats April 2013

HÖNN, G. P.: Betrugs-Lexicon

 ROLLENHAGEN, Georg [richtig Gabriel]: Warhaffte Lügen

 

„Der Welt Wagen und Pflug ist nur Lug und Betrug!“
(Georg Paul Hönn in der Vorrede zum ‚Betrugs-Lexicon‘)



Von „Warhafften Lügen“ und „Betrügereyen in allen Ständen“ berichten die beiden interessanten Publikationen, die wir Ihnen im Scherzmonat April als „Objekte des Monats“ vorstellen möchten:

HÖNN, G. P.: Betrugs-Lexicon, worinnen die meiste Betrügereyen in allen Ständen nebst denen darwider guten Theils dienenden Mitteln entdeckt. Zweyte und vermehrte Edition, Coburg, P. G. Pfotenhauer 1721. 7 Bl., 459 (recte 461) S., 2 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Im Falz teils Wurmspuren. Gebräunt. 6 Seiten mit Anzeichnungen. Halbpergament der Zeit. Beschabt.

€ 800,-


Frühe, im Jahr der Erstausgabe erschienene Auflage des berühmten Werkes, in dem erstmals so ausführlich und umfassend die zahlreichen Möglichkeiten des Betrugs dargestellt werden. Dem Verfasser brachte die Veröffentlichung viel Feindschaft, insbesondere von Seiten der Katholiken ein. Die kulturgeschichtlich wichtige Abhandlung "enthält interessante Entdeckungen über die Betrügereien der Aerzte, Bierbrauer, Buchbinder, Buchhändler, Frauenzimmer, Kinder, Mönche, Nonnen, usw." (Hayn-Gotendorf III, 312), und weist nach, dass Betrug bereits in der Bibel eine große Rolle gespielt habe. Die Schrift wurde in Böhmen konfisziert, "an einen andern Ort" (Hönn) sogar verbrannt und in den folgenden Auflagen musste Hönn mehrere Kapitel streichen, vor allem über "Mönche" und "Nonnen". Auch Goethes Vater besaß die Schrift, wie E. Beutler in "Essay um Goethe" berichtet. "Hätte Hönn geahnt, wie viel Anfeindungen ihm sein Buch eintragen sollte, vielleicht hätte er es doch ungedruckt gelassen" (E. Beutler). Lessing hingegen äußerte sich wohlwollend in seiner Rezension in der Berlinischen Privilegierten Zeitung 1753, Stück 152.
(Abbildung oben - Bestell-Nr. 27168)
 
 

 

ROLLENHAGEN, Georg [richtig Gabriel]: Warhaffte Lügen / von Geistlichen und Natürlichen Dingen / oder Beschreibung etlicher warhafftiger / aber bey vielen alten und neuen Scribenten und Gelehrten / Geistlichen und Weltlichen / eingerissener ausgebreiteten Glaubwürdigen Lügen / Nicht nur im gemeinen Leben ... . Wahrenberg [Magdeburg], Gottlieb LügenFeind 1680. Duodez. 11 Bl., 384 S. Titel in Rot und Schwarz. Leicht gebräunt. 1 Bl. mit kleinem Loch am rechten äußeren Blattrand. Pergamentband der Zeit.

€ 1200,-


Sehr seltener Einzeldruck der Sammlung von Lügengeschichten, die vorher im 2. Teil der "Indianischen Reisen" erschienen waren und fälschlicherweise seinem Vater Georg zugeschrieben wurden. Gabriel Rollenhagen (1583-1619?) besuchte bereits vom 5. Lebensjahr an die von seinem Vater geleitete Gelehrtenschule. Er studierte von 1602-04 Jura in Leipzig und veröffentlichte nebenbei die oft aufgelegten "Indianischen Reysen". Angehängt war stets eine Reihe populärer Münchhausiaden unter d. Titel "Warhaffte Lügen", ursprünglich unveröffentlichte grammatische Übungstexte aus dem Schulbetrieb seines Vaters, denen aber erst Gabriel ihre endgültige literarische Form verlieh" (Dünnhaupt V, S. 3466). "Alle möglichen abergläubischen und irrigen Ansichten der populären und der mittelalterlichen Naturgeschichte, der Volksmedizin werden 'aufklärerisch' widerlegt" (Wolfskehl). - Dünnhaupt² V, 1.II.2; Münchhausiana 2.1 ("Ältester Vorläufer des Münchhausen").

(Abbildung unten - Bestell-Nr. 26670)

 
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